copyright © www.instinctive-archery.ch

Vor einer Meisterschaft oder EM/WM

Tipp 1: Kenne die Regeln Immer wieder muss ich als Teilnehmer feststellen, dass oft auch erfahrene Schützen die einfachsten Regeln nicht kennen, bzw. falsch auslegen. Viele kennen die Regeln nur vom Hörensagen. Da gab es doch tatsächlich eine Schweizer Meisterschaft nach FAAS, wo ein Schütze geglaubt hat, dass nach den Regeln der WA geschossen wird. So schlimm ist es Gott sei Dank nicht bei allen. Viele gehen aber dennoch mit dem Wissen, das sie auf Hobby- oder Gauditurnieren erworben haben, zu solchen Meisterschaften. Der FAAS oder SBV stellt auf seiner Website, die deutsche Übersetzung der Regeln zur Verfügung. Grundsätzlich gelten aber die englischen Originalregeln. Man sollte daher die Regeln irgendwo in Reichweite haben. Ich habe sie immer auf dem Natel (Handy) mit dabei. Ein wichtiges Thema ist hier auch der Protest. Man sollte wissen, wie man bei einem Streitfall einen Protest einbringen kann und wie und was man bei der Verhandlung zu tun hat. Bei internationalen Bewerben ist die Sprache Englisch. Gleichzeitig muss man auch einen Geldbetrag bezahlen, die Höhe ist vom Reglement abhängig. Tipp 2: Checke und teste deine Ausrüstung Nie habe ich erlebt, dass meine Bögen bei der Bogenkontrolle nicht in der gewünschten Klasse zugelassen worden sind. Das heisst, dass man die Ausrüstung genau nach den Richtlinien zu Hause auch testen sollte. Dazu gehören vor allem: Bogen, Pfeile, Spitzen, Fernglas und Aufzeichnungen. Je nach Reglement muss auch noch auf die Kleidung geachtet werde. Viele Schützen wissen nicht wie die Pfeile richtig angeschrieben werden. Tipp 3: Übe deine Schwächen Bei Meisterschaften der FAAS sind sehr oft weite Distanzen zu schiessen. Auch gibt es in der Schweiz bei solchen Events viele Bergauf- und Bergabschüsse. Viele haben gerade hier Schwächen. Wer also gut vorbereitet sein möchte, sollte herausfinden, wo er Schwächen hat und diese dann gezielt üben. Für weite Distanzen könnte man überlegen, ob man nicht bei solchen Zielen auf Systemschiessen umsteigt. Das muss man allerdings im Vorfeld üben. Auch kann man sich für Bergauf- bzw. Bergabschüsse gewisse Taktiken überlegen. So könnte man überlegen, bei welchen Entfernungen man zu hoch schiesst und dann dementsprechend tiefer zielen. Tipp 4: Schiesse unter Wettkampfbedingungen Am Parcours zu schiessen macht Spass. Viele schreiben auch ihre Ergebnisse auf. Oft geschieht es aber, dass es nicht so läuft und man hört auf, die Punkte zu zählen. Hier sollte man konsequent schauen, dass man aus dem Tief, auch im Training wieder herauskommt. Ich mache in solchen Situationen Folgendes: Ich habe mich nur auf meine Technik konzentriert und die Punkte nicht mehr betrachtet. Damit habe ich meinen Fokus nach innen, also zu mir selbst, verschoben. Das Treffen-Müssen tritt dabei in den Hintergrund. Damit kann man sich unter Umständen aus einem Tief wieder herausarbeiten. Tipp 5: Schiesse regelkonforme Turniere in der Vorbereitung Ein Spassturnier zu schiessen ist schön, keine Frage! Da geht es sehr, sagen wir mal vorsichtig sehr ungenau zu. Da wird schon mal übertreten, da wird schon mal eine höhere Wertung geschrieben (… danke, dass du mir den gibst …), da werden die Regeln des Öfteren sehr kreativ ausgelegt. Der Grund ist, dass es hier eigentlich keine Regeln gibt (ausser einer allgemeinen Sicht, so macht man das eben) und dass sehr wenige Teilnehmer darauf beharren, Regeln einzuhalten. Das ist bei Meisterschaften anders. Hier kann man ohne weiteres einen Kollegen haben, der ohne Rücksicht auf 100% Einhaltung der Regeln besteht, was ja eigentlich auch normal ist. Ist man jetzt nicht regelsicher, kann einem das so richtig aus der Spur werfen. Oft habe ich erlebt, dass mich Leute während des Turniers gefragt haben: Du sag mal, der Schütze XY hat behauptet, dass Wie ist das eigentlich? Wer also unsicher ist und sich dann noch unrichtige Dinge einreden lässt, ist mental sicher nicht mehr gut drauf. Beispiel gefällig: Der Pfeil fliegt ins Tier von unten und bleibt stecken. Ein Teilnehmer behauptet sehr überzeugend, dass dieser Pfeil nicht zählt. Wenn ich mich nun nicht auskenne, bin ich benachteiligt. Lösung: Obwohl das in den Regeln der FAAS nicht geregelt ist, zählt der Pfeil. Sollte er dennoch nicht gezählt werden, sollte man sich die Situation merken, dazu noch die Aussagen der Gruppenmitglieder dazu protokollieren und unterschreiben lassen und nach der Runde einen Protest einbringen. Immer zum Vorteil ein Foto machen, natürlich die Genehmigung der Gruppe einholen.Um diese Atmosphäre zu erleben, sollte man schon im Vorfeld solche Turniere schiessen und versuchen, sich so zu verhalten, wie bei der grossen Meisterschaft. Übung macht auch hier den Meister im Umgang mit ungewohnten Situationen. Tipp 6: Versuche deine Entfernungen zu bestimmen Wer instinktiv schiesst, sollte wissen, ab welcher Entfernung dieses Zielsystem nicht mehr funktioniert. Diese Entfernung begrenzt den persönlichen Schussbereich.Wer Gap Shooter ist, sollte wissen, bis zu welcher Entfernung er instinktiv schiesst und ab welcher er auf Gap Shooting umsteigt. Auch sollte der Punkt bekannt sein, ab dem auch dieses Zielsystem nicht mehr funktioniert. Auch sollte man in der Lage sein, diesen Punkt gefühlsmässig (nicht in Metern) zu schätzen. Zum Beispiel: Ist es innerhalb oder ausserhalb meines persönlichen Schussbereichs. Tipp 7: Lege dir ein einfaches Vorgehensmodell zurecht Bei Turnieren der IFAA/FAAS gibt es bekanntlich Targetgruppen (Gruppe IV: bis 18m, Gruppe III: bis 31m, Gruppe II: bis 41m, Gruppe I: bis 54m). Wenn man die kennt, hat man schon einen grossen Vorteil. Ich möchte euch hier mein sehr einfaches Vorgehensmodell vorstellen (einen Plan B, wie ich zu sagen pflege). Und ich muss sagen, das hat wirklich funktioniert. Das hat natürlich viel mit Taktik zu tun. Taktik verstehe ich hier als das Ausgleichen von Schwächen. Ich könnte die Situationen 2000 mal trainieren, oder Taktiken anwenden. Zweiteres ist einfacher! Ich muss vorausschicken, dass ich in der Regel instinktiv schiesse. Nur in einigen Fällen wechsle ich die Zieltechnik. Bei Gruppe IV: Hier habe ich immer etwas tiefer geschaut (gezielt), weil ich hier tendenziell immer etwas zu hoch schiesse . Bei Gruppe III: Da konnte ich genau auf den Punkt schauen (zielen), den ich treffen wollte. Hier hat mein instinktives Zielsystem sehr gut funktioniert . Bei Gruppe II: Auch hier konnte ich genau auf den Punkt schauen (zielen). Bei Gruppe I: Mein persönlicher Schussbereich ging bis etwa 40 m. Diesen Bereich kann ich relativ genau gefühlsmässig abschätzen. Bin ich jetzt innerhalb oder ausserhalb meines persönlichen Schussbereich war für mich wesentlich, nicht die genauen Meter. Hier hatte ich zwei Möglichkeiten. War ich gefühlsmässig der Meinung, dass es nicht ganz Maximum war, dann habe ich nur auf die Rückenlinie geschaut (gezielt), da ich wusste, dass mein Pfeil tiefer treffen würde. War ich der Meinung, dass die Scheibe auf Maximum (54 m) steht, habe ich für diesen Schuss auf Systemschiessen umgestellt. Mein Nullpunkt (wenn die Pfeilspitze genau im Ziel gehalten werden kann) lag genau bei dieser Entfernung. Ich habe mich dann nur mehr auf eine saubere Schusstechnik (Auszug, Rückenspannung, Lösen) konzentrieren müssen. Hier kannst du dann Punkte holen. Tipp 8: Nimm genügend Material zur Reparatur mit Vor allem wer mit Holzpfeilen schiesst, sollte auf das Schlimmste gefasst sein. Nimm also genügend Spitzen und Federn mit, damit du im Notfall auch während des Turniers das eine oder andere noch herrichten kannst. Oder was ich mache, nimm genügend Pfeile mit. Wer in der Angst zu wenige Pfeile zu haben, unterwegs ist, wird zwangsläufig mental nicht auf der Höhe sein. Tipp 9: Genug Pfeile mitnehmen Auch sollte man genügend Pfeile mitnehmen. Erkundige dich vorher, in welcher Gegend das Turnier stattfindet. Ist es sehr steinig, sollte man etwas mehr einplanen. Tipp 10: Mentalbereich Beschäftige dich etwas mit dem Mentalbereich. Das kann dir selbst helfen, dich aber auch davor schützen, dass dich jemand absichtlich verunsichern möchte. Einige Beispiele: Du bist in einem Tief. Du triefst nicht mehr. Hier könnte man sich sagen, ich konzentriere mich nur auf die Technik, die Punkte sind mir egal (schwierig, aber wirksam). Man muss es aber sofort erkennen, dass man umstellen muss. Das hat mich schon bei manchen Turnieren zurückgebracht. Jemand versucht dich bewusst positiv zu bestärken. Wenn du so weiter machst, gewinnst du. Wenn du den triffst, liegst du vor mir. Heute bist du super drauf, etc. In diesem Fall sollte man den Kollegen höflich bitten, das zu unterlassen. Ist man Mental geschult, dann ist es ein leichtes diese Verunsicherung vom Gegner wegzustecken. Jemand spricht mit sich selbst, aber so, dass du das hörst. Das Tier weiter gestellt als ich dachte. Das Tier steht näher als ich dachte. Ein schwieriger Schuss, etc. Man sollte erkennen, dass es Absicht ist.

www.instinctive-archery.ch